Die Aufnahme der früh-romantischen Van Dam-Orgel in der niederländischen Stadt Tholen erfolgte im Jahr 2010. Die nordfriesische Stadt Tholen beherbergt eine monumentale Kirche. Vor allem Organisten mit Vorliebe für Choralmusik schätzen dieses Instrument. Trotz der vergleichsweise eingeschränkten Disposition eignet sich die Orgel für die Interpretation von Musik unterschiedlicher Stilrichtungen.
Die Orgel:
Die Orgel der Kirche „Unserer lieben Frau“ in Tholen wurde ursprünglich für die "Galileërkerk" in Leeuwarden gebaut. Diese Kirche wurde 1940 abgerissen, um Platz für eine neue Kirche zu schaffen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Entschluss gefasst, die neue Kirche in einem Vorort der Stadt zu bauen und die alte Orgel nicht wiederzuverwenden. Die Orgel wurde der niederländisch-reformierte Gemeinde Doesburg geschenkt, welche sie 1955 der gerade restaurierten Kirche in Tholen anbot. Die Van Dam-Orgel sollte dort ein zweimanualiges Instrument von J. Hilboesen (einem Lehrling der Firma Ypma in Amsterdam) ersetzen, welches in den 50er Jahren von der alt-katholischen Kirche in Rotterdam-Blijdorp gekauft worden war. Dank staatlicher Unterstützung konnte die Liebfrauenkirche in Tholen diese historische Orgel von der niederländisch-reformierten Gemeinde in Doesburg erwerben. Die Orgel war nie in Doesburg aufgebaut worden, da die Wiederherstellung der Kirche erheblich länger dauerte als zunächst erwartet. In Doesburg wurde letztendlich eine große 4-manualige Orgel der Firma E.F. Walcker installiert.
Bei der Aufstellung in Tholen veränderte die Orgelbaufirma JC Sanders die Orgel nach Ideen der damals aufkommenden Orgelbewegung. Viola di Gamba 8 'und Viola 4' wurden durch Prestant 4’ und Quint 1-1/2’ und die Aeoline durch ein Regaal ersetzt. Im Rückpositiv wurde zusätzlich ein Scherp III-IV installiert. Außerdem wurden neue Zungen installiert. Die vier ursprünglich keilförmigen Bälge mussten zwei Faltenbälge weichen.
In den Jahren 1992 und 1993 wurde die Orgel durch den Orgelbauer Sebastian F. Blank grundlegend restauriert und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Berater bei diesem Projekt war der inzwischen verstorbene Jan Jongepier. Die verloren gegangenen Register und Tremulanten wurden rekonstruiert sowie neue (wieder) keilförmige Bälge installiert. Die Koppeln von 1854/1896 wurden beibehalten. Im Jahr 2004 fügte der Orgelbauer Henk van Eeken noch einen Tremulanten für die gesamte Orgel hinzu.
Die Orgel in Tholen sieht auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Die Firma Van Dam hatte damals eindeutig Zugeständnisse gemacht, die nicht ihrem Stil entsprachen. Das 3-manualige Instrument war eigentlich ein 2-manualiges Konzept, bei dem sich ein Manual über zwei Teilwerke verteilte.
In einem Bericht aus dem Jahr 1854 bemängelt der Orgelsachverständige L. Proes die teilweise klanglich zu dünn ausgelegten Werkdispositionen sowie speziell die Zungenregister. Er betrachtet das Schwellwerk (welches effektiv ein Echowerk war) als unvollständig und unbedeutend. Proes war Befürworter eines erheblich größeren Echowerkes mit „einem aus der Ferne klingenden zarten Ton, der dennoch genügend Volumen haben sollte". Das damalige Echowerk bezeichnete er als „unwirksam, unnötig und unwürdig angesichts der Platzierung in einer großen Stadtkirche". Sein Fazit war, dass der Bau der Orgel ein Misserfolg war.
1976 kam J.H. Kluiver zu einer ähnlichen Einschätzung. Die Orgel in Tholen ist tatsächlich eines der wenigen von der Firma Van Dam gebauten 3-manualigen Instrumente. Es ist das letzte Werk der zweiten Generation dieser Orgelbaufirma, welches eine eigenständiges Rückpositiv (Rugwerk) aufweist. Der Prospekt zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit der berühmten Silbermann-Orgel von Freiberg. Dieses Design wurde später von der dritten Generation der Van Dams sowie deren Nachfolgern Bakker & Timmenga übernommen.
Der Orgelklang:
Die Orgel in Tholen ist trotz oder vielleicht sogar wegen ihrer komplizierten Baugeschichte ein imposantes Instrument. Eine Besonderheit ist die geringe Anzahl von Terzen in der Mixtur und im Cornet. In diesen beiden Registern finden sich jeweils ein 3 1/5 ' und ein 5 1/3’ zur Vervollständigung der harmonischen 16’-Reihe. Diese zwei Register eignen sich besonders für die Begleitung des Gemeindegesanges. Das außerordentlich brillante kleine Rückpositiv (Rugwerk) ergänzt die großen Werke. Besonderheiten hier sind das 1’ Sifflet und das Carillon (mit einem seltenen 4/5’). Diese beiden Register sind selbst im Plenum herauszuhören. Ungewöhnlich ist auch die Koppel Hauptwerk an Rückpositiv (nicht umgekehrt, man spielt auf dem Rückpositiv), die im Jahr 1854 hinzugefügt wurde. Diese Koppel eignet sich zur Begleitung des Gemeindegesanges — mit Grundstimmen oder Plenum im Hauptwerk sowie mit oder ohne Carillon und/oder Trompete des Rückpositivs. Weiterhin ist bemerkenswert, dass das Pedal nur über das Positiv an das Hauptwerk gekoppelt werden kann. In norddeutscher Tradition war zunächst überhaupt keine Pedalkoppel vorgesehen. Aus diesem Grund wurde das Pedal entsprechend kräftig konzipiert. Die beiden Zungen bilden ein breites Fundament. Die Pedaltrompete, sowohl alleine als auch mit der Trompete des Rückpositivs gekoppelt, eignet sich auch darüber hinaus auch hervorragend als Solostimme. Für noch mehr klangliche Kombinationsmöglichkeiten wurden im Sample Set drei separate Pedalkoppeln implementiert. Aus dem gleichen Grund wurde auch eine Koppel Rugwerk and Bovenwerk hinzugefügt. Die Koppel zum Echowerk (erst 1896 hinzugefügt) sollte mit Vorsicht verwendet werden. Sie eignet sich sicherlich nicht für das Tutti sondern eher bei weichen anmutenden Klängen, besonders in Verbindung mit den wunderschön rekonstruierten Streichern und der wunderbaren Fluit Dolce mit ihren charakteristischen ‚Sniffing‘-Klang. Die Viola 4’ kann zusammen mit unterschiedlichen Registrierungen auf 8’- oder 4’-Basis zusätzlich für zusätzliche Farbe sorgen. Der ungewöhnliche Dulciaan 8’ passt sich nich so leicht in den Gesamtklang ein. Es ist deutlich erkennbar, dass dieses Register eine Tendenz in Richtung schwacher, durchschlagender Zunge hat.
Die Orgel in Tholen wurde für die die Verwendung im Gottesdienst gebaut, insbesondere für die Begleitung des „Genfer Psalter“ sowie für die typischen holländischen Techniken der Choralbegleitung. Darüber hinaus erlaubt sie die Interpretation eines breiten musikalischen Spektrums, z.B. der Musik von Bach und Mendelssohn aber auch der von niederländischen Romantikern wie Bastiaans, De Lange und Litzau, um nur wenige Namen zu nennen. Das Instrument hat unverkennbar seine Wurzeln in der klassischen friesischen Orgelbautradition von Lambertus van Dam (einem Schüler von Hinsch). Zusätzlich sind aber auch Einflüsse der frühen deutschen Romantik spürbar.
Nehmen Sie die Herausforderung an, die musikalischen Grenzen dieses einzigartigen Instrumentes zu erkunden! Wir wünschen Ihnen dabei viel Freude!
Hoofdwerk:Bourdon 16Prestant 8Holpijp 8Octaaf 4Quint 3Octaaf 2Mixtuur 4-6 st.Cornet 3 st.Trompet 8Tremulant*
Rugwerk:Prestant 8Holpijp 8Octaaf 4Fluit d'Amour 4Nasard 3Octaaf 2Siflet 1Carillon II DTrompet 8Tremulant
Bovenwerk:Fluit dolce 8Viola di Gamba 8Viola 4Speelfluit 2Dulciaan 8Tremulant
Pedaal:Subbas 16Prestant 8Gedekt 8Octaaf 4Bazuin 16Trompet 8
Koppelingen:Hoofdwerk - BovenwerkRugwerk - HoofdwerkPedaal - RugwerkPedaal - Hoofdwerk**Pedaal - Bovenwerk*** Dieser Tremulant wirkt im Sample Set nur auf das Hauptwerk** Hauptwerk-Erweiterung, nicht in der Original-Orgel vorhanden
Systemanforderungen:
Hauptwerk Advanced 5, 6, oder 716bit single loop compressed: 10.4 Gb RAM16bit multi loops compressed: 12.0 Gb RAM (standard)20bit multi loops compressed: 22.6 Gb RAM24bit multi loops compressed: 25.2 Gb RAM